Meine Leidenschaft für die Lichtkunst-Fotografie
Experimentelle und Kreative Fotografie hat mich schon immer sehr fasziniert. Als ich die digitale Fotografie im Jahr 2008 neu entdeckte, habe ich bereits früh damit begonnen mit Lichtquellen in der Dunkelheit zu experimentieren. Aus den anfänglich ersten Gehversuche Licht zu inszenieren, entstanden mit der Zeit spektakuläre Bilder. Es ergaben sich ungeahnte neue Möglichkeiten und neue Wege öffneten sich mit der Lichtkunstfotografie einzigartige Kunstwerke zu realisieren.
Mit einer einfachen LED-Dekorationsleuchte habe ich zuhause erste rudimentäre Versuche durchgeführt. Am Anfang war nur der Licht- und Bildeffekt für mich von Bedeutung ohne Absicht, bereits ein Bild mit einem Wow-Effekt zu realisieren.
Schnell merkte ich, dass ich einen grösseren und vor allem einen dunklen Raum für die Inszenierung solcher Lichtkunstbilder benötige. Auch musste ich mehr Lichtequipment besorgen, damit ich die verschiedenen Lichteffekte zu einer Komposition kombinieren konnte. Auf die Suche nach verschiedenen Arten von Lichtquellen, wurde ich im Internet bei diversen Onlinehändler und auch in Baumärkten fündig. Oft wusste ich noch nicht, ob sich einer dieser Lichter auch wirklich für die LAPP-Fotografie eignet. Zu dieser Zeit meiner Anfänge war kaum eine Anleitung oder Tutorial im Internet zu finden, wie genau solche Lichtkunstbilder entstanden sind.
Während dieser Zeit existierte bereits eine Fotografen Szene, welche diese kreativen Fototechnik weiter vorantrieben. Einer der Begründer dieser Szene und damals der Inbegriff der Light Art Performance Photographie (LAPP) war JanLeonardo Wöllert. JanLeonardo definierte die LAPP-Fotografie wie folgt:
LAPP
(Light Art Performance Photographie) bedeutet übersetzt
„Lichtkunst-Aufführungsfotografie“. Es geht über das „normale“ Light Painting
hinaus, da hierbei mit einer Choreographie gearbeitet wird. Lightpainting oder Lightwriting zielt
mehr darauf ab, mit Lichtquellen in Dunkelheit zu malen. Man kennt z.B. solche
Fotos mit gemalten Blumen, Personen oder ähnlichem. Dabei wird zwar auch mit
Licht agiert, aber meistens vor völlig dunklem Hintergrund. LAPP jedoch hat
einen anderen Ansatz - hierbei wird ganz bewusst die Umgebung, d.h. Hintergrund
und Vordergrund, eingesetzt und dementsprechend auch beleuchtet. Bei LAPP wird
die Choreografie mit Licht und der Umgebung kombiniert, und das Ganze verbunden
mit dem zeitlichen Ablauf. Es ist sozusagen eine Aufführung, die jedoch nicht
gefilmt, sondern über den ganzen Zeitraum fotografiert wird - und zwar als ein
einziges Foto, keine Fotomontagen einzelner Elemente.
Ich
versuchte mit dem genauen Betrachten solcher bestehenden Lichtkunstbilder von anderen
LAPP-Fotografen die Herangehensweise und Ausführung herauszufinden. Mit viel
Recherche und selber ausprobieren habe ich mit der Zeit aus verschiedenen Informationsfragmenten
schlussendlich die gewünschten Resultate erzielt. Persönlich habe ich im
Verlauf viel Erfahrungen in der Fotografie gewonnen, indem ich ein
existierendes Foto versuchen habe selbst zu fotografieren. Ich musste mich
intensiv mit der Technik der Kamera (Blende, Verschlusszeit, ISO-Einstellung) und
der Bildgestaltung auseinandersetzen und ich habe auf diese Weise grosse
Fortschritte erzielt.
Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten gestaltete sich anfangs recht schwierig. Nicht nur die Grösse und absolute Dunkelheit war ein Kriterium, sondern auch die Eigenschaften des Raums. Schlussendlich suchte ich eine «Bühne» für die «Aufführungsfotografie», auf welcher ich die Lichter inszenieren konnte. Ich suchte konkret eine alte Fabrik oder ein stillgelegtes Areal, in welchen ich mich uneingeschränkt bewegen und mit meiner Kamera experimentieren konnte. Alte, stillgelegte Fabrikhallen haben zudem die sogenannten «Lost Place-Eigenschaften» von heruntergekommen Wände und Räume, alte verstaubte Maschinen und eine verlassene Infrastruktur mit spannendem Charakter. Fündig wurde ich in Deisswil in einer stillgelegten Kartonfabrik. Ich hatte das Glück, dass ich mit meiner Foto Idee der Inszenierung von Lichter in alten Fabrikhallen beim damaligen Verwalter auf grosses Interesse stiess. Ich erhielt die Schlüssel und den uneingeschränkten Zutritt zu diesem stillgelegten Areal und in den folgenden Monaten konnte ich mich dort ausgiebig mit meiner Kamera und dem Lichtequipment austoben.
Zum Beginn realisierte ich meine ersten Bilder noch allein, merkte aber schnell, dass ich auf Unterstützung angewiesen war. Gleichzeitig die Kamera bedienen und die Lichtkunst Effekte zu inszenieren war eigentlich gar nicht möglich. Mit Fern- und Zeitauslöser habe ich die ersten Bilder aufgenommen und bin schnell an die Grenze der Möglichkeiten gestossen. Hier mein ersten Versuche im Alleingang.
Mit meinem Jugendfreund Stefan Bichsel, welcher ebenfalls mit viel Leidenschaft fotografiert, habe ich schnell einen Fotobuddy für die Lichtkunstfotografie gefunden. Stefan teilte meine Begeisterung für die LAPP-Fotografie und rasch entwickelten wir gemeinsam neue Bildideen und waren dazu ein bis zwei Abende die Woche in der alten Fabrik unterwegs. Mit der Zeit wurde unsere Technik immer raffinierter und aus einfachen Bildern wurden komplexere Abläufe einstudiert und aussergewöhnliche Bilder realisiert.
Immer mehr fasziniert mich die alten Räumlichkeiten der Fabrik mit Licht zu inszenieren und so startete ich ein Fotoprojekt als Abschlussarbeit meiner Fotografie Ausbildung, welche ich zu dieser Zeit absolvierte. Für die Realisierung meiner Bildidee verwendete ich eine Dia-Blitzlichtanlage, welche Bilder auf eine beliebige Wand projiziert und mit einem Blitzlicht verstärkt wurden. Für mein Projekt und die Dias verwendete ich selbst fotografierte Sprüche auf Werbetafeln und Wände in der Stadt Bern. Die Ausleuchtung des Raumes erfolgte mit sogenannten Wohnzimmer Ambilight-Leuchten.
Meine Experimentierfreude kannte keine Grenzen und weitere Bildideen erfolgten über die weiteren Jahre in anderen alten Fabrikanlagen, in einer ehemaligen Silbermine in Österreich, auf dem Thunersee mit Kajak-Booten, auf dem Schilthorn Piz Gloria, im Wald oder im elterlichen Bauernhaus auf dem Dachstock.
Mit der Zeit wurde ich von interessierten Fotografen angefragt, ob ich Kurse für die Lichtkunstfotografie anbiete. Und so beschloss ich zusammen mit Stefan Bichsel das erlernte Wissen mit Lichtkunst Grundlagen- und Aufbaukursen während den Wintermonaten anzubieten. Neu werden die Kurse in Zusammenarbeit mit Patrik Oberlin auf www.fotoelements.ch ausgeschrieben. In den angebotenen Lichtkunstfotografie Kursen wird diese kreative Art der Fotografie vermittelt, damit auch Du selbst solche Lichtkunstwerke realisieren kannst. Die einzelnen Kurse sind auf der meiner Fotoworkshop Übersicht-Seite ersichtlich.